Der Fotograf Florian Müller nimmt uns in seinem Buch »Sessions« mit auf eine Reise quer durch Deutschland und stößt vor bis auf das Innerste, die Urgelüste und Bedürfnisse menschlicher Existenz. Das allgemeine Bild fetischistischer Sexualität ist von Gewaltfantasien, Lack und Leder geprägt. Jedoch ist die Vielfalt weitaus größer. Müllers Bilder sind nur auf dem ersten Blick schwarz-weiß. Wer genau hinsieht, erkennt Grautöne, Schattierungen. Mehrere Jahre hat er an dem so genannten »Candy Crush Project« gearbeitet, eine außergewöhnlichen Fotoarbeit über Fetischismus in Deutschland. Er traf auf Personen, die in der Gesellschaft oft als »pervers« gelten. Alle Personen in diesem Buch wollen aber nicht als Kranke beschimpft oder gesellschaftlich stigmatisiert werden. Sie fanden durch ihren Fetisch ganz einfach zu einem erfüllteren Leben, einige sagen: »zu sich selbst«. Manchmal dauerte es Wochen bis sie ihm vertrauten und an ihren so genannten »Sessions« teilhaben ließen, an ihren sexuellen Spielen. Florian Müller missbrauchte ihr Vertrauen nicht. Er nahm die Menschen vor seiner Kamera ernst, bediente keine Klischees. Seine Bilder sind nicht abstoßend, sondern nah, fast zärtlich. Wie die Domina ihren Gast umarmt. Wie ein Frührentner im Vakuumbett Erfüllung findet. Wie ein Mann, der gerne in die Rolle eines Pferdes schlüpft, plötzlich ganz ruhig wird. Müller sagt: »Die meisten Sessions sind erschreckend harmlos. Was die Personen eint, deren Geschichte in meinen Bildern zu sehen sind, ist die sinnstiftende Suche nach elementaren menschlichen Bedürfnissen wie Freiheit, Wärme und Geborgenheit, ja vielleicht sogar Glück.« »Ungewöhnliche Leidenschaften - Verstörendes wie Schönes« (Der Spiegel) (Text dt., engl.)