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Liber Scivias. Die göttlichen Visionen der Hildegard von Bingen. Luxusausgabe.

Abtei St. Hildegard Rüdesheim Rupertsberg, um 1175. Faksimile-Edition 2012.

23,5 x 32,5 cm, 242 Blatt, 35 Miniaturen mit Echtgold und Silber, 27 Prachtinitialen mit Echtgold- u. Silberpartien, lim. (99 Expl. I-IC), handnum., Ledereinband im Schuber mit original Blindprägung und Replikaten der Messingbeschläge, (8 Eckbeschläge, zwei Mittelbeschl., 2 Lederbandschließen) in repräsentativer Kassette, separater Kommentarband von Mechthild Heieck, mit Übersetzung des lateinischen Textes (2010).

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Der »Scivias« ist das erste theologisch-kosmologische Werk der Hildegard von Bingen. Auf der Grundlage des mittelalterlichen Weltbildes von der untrennbaren Einheit zwischen Universum und Mensch zeigt Hildegard hier den heilsgeschichtlichen Weg von der Schöpfung der Welt und des Menschen über die Erlösung durch Christus und seine Kirche bis hin zur Vollendung am Ende der Zeiten auf. In den 26 mächtigen Bildvisionen von hoher Präsenz und mit elementarer Sprachgewalt bildet die Beziehung des Menschen zu Gott, seine Abkehr und Hinwendung zu seinem Schöpfer das zentrale, immer wieder neu variierte Thema. Am Beginn jedes Abschnittes steht eine »Vision« mit ungewöhnlichen Motivkombinationen und einer starker Farbsymbolik. In ihr wird durch sichtbare Formen das Unsichtbare veranschaulicht. Dieses äußerst komplexe Bild bedarf einer Interpretation, die in der »Audition« gegeben wird. Es ist die Stimme Gottes, die den kosmischen und geistig- religiösen Gehalt des Visionsbildes deutet. Die Auslegung in der »Audition« offenbart die religiösen Quellen, aus denen Hildegard schöpfte: die Bibel, die Schriften der Kirchenväter, die Liturgie und die Regel des heiligen Benedikt. Ergänzend treten predigtartige Aussagen zu praktischen Lebensfragen wie Ehe, Schwangerschaft, Jungfräulichkeit u.a. hinzu. Der »Scivias« ist in 10 vollständigen Handschriften und zahlreichen Exzerpt-Überlieferungen erhalten. Darunter findet sich allerdings nur eine einzige Prachthandschrift: Der Rupertsberger Kodex, entstanden vermutlich um 1175, also noch zu Lebzeiten Hildegards. Bedingt durch ihre Visionen, die sie in dreidimensionaler Räumlichkeit wahrnimmt, zeigen die 35 Miniaturen ein einzigartiges, in sich geschlossenes Symbolrepertoire: christlich-theologische Allegorien, ungewöhnliche Darstellungen von Menschen und fantastischen Wesen. Durch die gezielt durchdachte Verwendung von Gold und eine intensive Sprache der Farben in den Miniaturen entsteht ein unvergleichliches Spektrum. Diese Prachthandschrift ist wohl eines der eigenwilligsten Meisterwerke der mittelalterlichen Buchmalerei. Bis 1632 befand sich der Kodex in dem von Hildegard gegründeten Kloster auf dem Rupertsberg. Nach dessen Zerstörung wurde er in das Kloster Eibingen gebracht. Im Zuge der Säkularisierung gelangte die Handschrift schließlich in die Naussauische (heute Hessische) Landesbibliothek in Wiesbaden. Dort wurde in den Jahren 1927-33 eine bis ins Detail getreue Abschrift des Originals auf Pergament angefertigt. Dieser Nachbildung kommt heute besondere Bedeutung zu, da die Originalhandschrift während des 2. Weltkrieges verloren ging und bis heute verschollen ist. Die akribische, in mittelalterlicher Manier ausgeführte Kopistenarbeit der Benediktinerinnen von Eibingen hat der Nachwelt eine der interessantesten und wirkungsmächtigsten Handschriften des 12. Jahrhunderts und mit ihr auch eine authentische Vorstellung von der grandiosen Geistes- und Bildwelt der Hildegard von Bingen überliefert.