Der Zusammenhang von sexueller und kriegerischer Gewalt und ihre gegenseitige Beeinflussung bilden ein Forschungsfeld, das erst in Umrissen abgesteckt ist und dessen Erschließung noch in den Anfängen steckt. Umso größere Bedeutung kommt dem Buch von Birgit Beck zu. Sie untersucht erstmals anhand von Verfahren deutscher Kriegsgerichte während des Zweiten Weltkriegs den Umgang der Wehrmacht mit Sexualverbrechen in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten. Im direkten Vergleich zwischen West- und Ostfront beleuchtet die Autorin Anklagen und Tatumstände und analysiert die Urteile und die wechselnden Kriterien für die Strafbemessung, wobei u.a. deutlich ersichtlich wird, dass sexuelle Übergriffe besonders im Rahmen des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion bagatellisiert und teilweise sogar geduldet wurden.