Diese Monografie stellt zwei der bedeutendsten bayerischen Handschriften aus den Jahren 1414/15 vor. Sie werden einem Mettener Abt verdankt, dem es gegen widrige wirtschaftliche und monastische Verhältnisse gelang, sein Kloster zu sanieren, zu reformieren und zuletzt reich zu schmücken. Er versuchte dabei, an die glorreiche Zeit des Benediktinerordens im Hochmittelalter anzuknüpfen. Er ließ die Regel des Ordensvaters abschreiben und mit Bildern aus dessen Leben illustrieren. Außerdem erhielt der größere der beiden Bände einen goldenen Buchdeckel nach Art eines Codex Aureus, unter Verwendung älterer Teile. Das Innere dieses Bandes jedoch enthält vor allem theologische und moralische Lehrtexte, z. T. mit Bilddiagrammen illustriert, die einen außergewöhnlichen Einblick in das Bildungsprogramm junger Mönche und die Formung ihres Denkens geben. Typisch für die hohen, künstlerischen Ansprüche der Benediktiner ist das Bemühen des Abtes, den besten für ihn erreichbaren Künstler zu beauftragen. Er fand ihn in einem Wandermaler, der in Prag - dem damaligen Zentrum höfischer Buchkunst - ausgebildet worden war. Vor Abschluss der Arbeiten jedoch verließ der Meister das Kloster. Deshalb blieb ein unfertiger Codex zurück, der einen lehrreichen Einblick in die Abfolge des Werkprozesses gibt. Ein spannender Einblick in die Kunstwelt des ausgehenden Mittelalters! (Imhof)