Rund sechzig Texte des Kunstkritikers Fritz Billeter (Jg. 1926) unter dem ungewöhnlichen Titel spiegeln eine Grunderfahrung des Autors: das Wissen des Journalisten um die rasche Vergänglichkeit jedes Urteils und Statements einerseits, die Hoffnung des denkenden, in der Geschichte stehenden Menschen andererseits, dass Zeitbezogenheit im glücklichen Fall über sich hinaus weist. Billeter legt dar, dass das einzelne Kunstwerk und künstlerische Strömungen sich nicht selbstgenügsam an einem Ideenhimmel entfalten, sondern Modelle der gesellschaftlichen Wirklichkeit entwerfen. So gestaltet in Billeters Augen etwa Max Beckmann die Wirklichkeit als rüpelhaft-clowneske Inszenierung, Francis Bacon als Leiden und Vergewaltigung, Andy Warhol als überschminkte Allgegenwart des Todes, Gerhard Richter als absurde Undurchdringlichkeit, in der künstlerisches Schaffen sich trotzdem behauptet, Max Bill und Richard P. Lohse als entwicklungsfähige Möglichkeit in Richtung auf eine menschlichere und demokratischere Ordnung. Hier werden die wichtigsten Kunstströmungen, Ereignisse und Diskussionen der letzten Jahrzehnte wieder lebendig. »Die Leser erfahren Neues oder Bekanntes aus originaler, kenntnisreicher Sicht. Und man wird mitgerissen von einer Schreibkunst, die objektive Information mit jenem Lebensstoff verbindet, von dem Billeter sagte: «Zorn und Liebe sind aufschließende Existenzialien.« (Tagesanzeiger).