In den 1470er Jahren illuminierte einer der innovativsten Künstler der flämischen Buchmalerei ein Stundenbuch für Jean Carpentin, seines Zeichens Lord von Gravile und prominenter Bürger der Normandie. Es ist derselbe Künstler, der auch das berühmte Dresdner Gebetbuch bebilderte. Carpentins Manuskripte auf Pergament wurden von ihm und den Mitgliedern seiner Künstlerwerkstatt mit 22 ganzseitigen Miniaturen, 42 historisierten Initialen und 64 farbenfrohen Bordüren versehen. In ihnen treffen Darstellungen profanen Alltagslebens der Zeit auf biblische und apokryphe Motive, die wechselseitig aufeinander Bezug nehmen. Bis Ende der 1990er Jahre war das Carpentin-Stundenbuch der Forschung so gut wie unbekannt. Die vorliegende Studie ist die erste detaillierte Untersuchung dieser wichtigen Handschrift, die eine großartige Demonstration des Witzes, des Erfindungsreichtums und der technischen Virtuosität des Dresdner Meisters ist. (Text engl.)