Das Original dieser wohl bekanntesten ägyptischen Nilpferd-Darstellung des Mittleren Reiches wurde 1910 bei einer Ausgrabung in Mair gefunden und dem Museum of Modern Art (MMA) in New York geschenkt, zu dessen Maskottchen die »William« genannte Figur bald wurde. Unter der blaugrünen Glasur der Fayence wurde der Körper mit Lotusblumen bemalt. Diese Flusspflanzen stellen die Sümpfe dar, in denen das Tier lebte, gleichzeitig symbolisieren ihre Blüten auch Regeneration und Wiedergeburt, da sie sich jede Nacht schließen und am Morgen wieder öffnen. Der scheinbar harmlose Anblick dieser Figur täuscht. Für die alten Ägypter war das Nilpferd eines der gefährlichsten Tiere in ihrer Welt. Die riesigen Kreaturen waren eine Gefahr für kleine Fischerboote und andere Flussschiffe. Auch auf der Reise ins Jenseits konnte man dem Tier auf den Wasserwegen begegnen. Das Nilpferd war also eine Naturgewalt, die sowohl in diesem als auch im nächsten Leben besänftigt und kontrolliert werden musste. Dieses Exemplar gehört zu einem Paar, das in einem Schacht gefunden wurde, der zur Grabkapelle des Verwalters Senbi II. in Meir, einer oberägyptischen Stätte etwa 30 Meilen südlich des heutigen Asyut, gehört. Drei seiner Beine wurden restauriert, da sie wahrscheinlich absichtlich gebrochen wurden, um zu verhindern, dass die Kreatur dem Verstorbenen Schaden zufügt. Das Nilpferd war Teil von Senbis Grabbeigaben, zu denen ein Kanopenkasten, ein Sarg und zahlreiche Modelle von Booten und der Nahrungsmittelproduktion gehörten. Der Ausdruck des Tiers wird bei der Figur aus Mair insbesondere durch die herausgearbeiteten und betonten Augen bestimmt sowie durch die Wülste am Hals.
