Angloamerikanische Tanzmusik war nicht mehr erwünscht. Der Rundfunk, der bis zu diesem Zeitpunkt in Westberlin ansässig war, zog in den Osten Berlins. Eigene Schlagerwertungsendungen wurden entwickelt, aus denen schließlich die legendäre Schlagerrevue hervorging. Die Grenzschließung und der Mauerbau im August 1961 änderte alles. Von nun an bauten die sozialistischen Länder ihre Kooperation gezielt aus, Song-Festivals entstanden. In der DDR standen die Künstler im Unterschied zum Westen nicht unter Verkaufsdruck, sie hatten - im Rahmen der politischen Vorgaben - Zeit sich zu entwickeln, sich auszuprobieren. Ihre finanzielle und fachliche Unterstützung durch das »Komitee für Unterhaltungskunst«, aber auch der Drang, Ausdrucksweisen zu finden, die vom gefürchteten Lektorat nicht zensiert wurden und so die Aussage zwischen den Zeilen transportierten, brachte im Laufe der Jahre im Osten Deutschlands einen Schlager hervor, dessen musikalische Grenze fließend war. Mit »Bärbel Wachholz: Großer Mann für kleines Mädchen«, »Hartmut Eichler: Süßer kleiner Teufel«, »Manfred Krug: Auf der Sonnenseite«, »Helga Brauer: Links ein Mann, rechts ein Mann«, »Ralf Paulsen: Cordula«, »Günter Geissler: Magare«, »Lutz Jahoda: Das ist das Junggesellenlied«, »Kolibris & Hemmann Quintett: Sieben Liebesbriefe«, »Monika Grimm & Ruth Brandin: Das Lied vom alten Plattenschrank«, »Willy Hagara: Pepe«, »Jenny Petra: Weiße Wolken, blaues Meer und du«, »Christel Schulze: Auch Regen muss sein«, »Bärbel Wachholz: Damals«, »Perikles Fotopoulos: Mandolina«, »Großes Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders: Chant Sans Paroles«, »Günter Hapke & Die Ping-Pongs: Ich singe im Mondschein«, »Fred Frohberg: Über das weite Meer«, »Mona Baptiste & Die Kolibris: Oh Senio Cha-Cha«, »Dieter Resch auf seinter Trickgitarre: Dieter’s Ragtime«, »Dresdner Tanzsinfoniker: Der Klarinetten-Muckel« und vielen anderen. Insgesamt 160 Titel.
