1980 hielt man einen Menschen für normal, wenn er ein Jahr den Tod eines nahen Angehörigen betrauert. Mit dem neuen Katalog psychischer Störungen 'DSM 5’ (ab Mai 2013) wird empfohlen, schon nach wenigen Wochen Trauer Alarm zu schlagen. Vor einer Inflation der Diagnosen in der Psychiatrie warnt deshalb der international renommierte Psychiater Allen Frances. Er zeigt auf, welche brisanten Konsequenzen die Veröffentlichung haben wird: Alltägliche und zum Leben gehörende Sorgen und Seelenzustände werden als behandlungsbedürftige, geistige Krankheiten kategorisiert. Verständlich und kenntnisreich schildert er, was diese Änderungen bedeuten, wie es zu der überhandnehmenden Pathologisierung allgemein-menschlicher Verhaltensweisen kommen konnte, welche Interessen dahinterstecken und welche Gegenmaßnahmen es gibt.