Am Ende der 1970er Jahre entstand ein ästhetisch-subjektkulturelles Konzept in der deutschsprachigen Pop-Musik, das alles »Kalte« affirmierte: »Kälte-Pop«. Bands wie Kraftwerk, DAF und Einstürzende Neubauten entwickelten als Gegenentwurf zum pop- wie gegenkulturell hegemonialen Wärme-Kult ein System von Motiven und Strategien, das all jene Zeichen und Prozesse der (Post-)Moderne ästhetisierte und glorifizierte, die in der bundesdeutschen Gesellschaft und vor allem im linksalternativen Milieu als negative Aspekte einer vermeintlich kalten Welt interpretiert wurden: Gefühlslosigkeit und Dehumanisierung, Industrie und Großstadt, Künstlichkeit und Entfremdung, Disziplin und körperliche Funktionalität, Schnee und Eis, Beton und Stahl sowie Computer, Maschinen und Roboter. Dabei schlugen die »Kälte«-Akteure eine Brücke zu den Historischen Avantgarden der 1920er-Jahre und inszenierten sich stereotypisch als »kalte Deutsche«. Die Arbeit analysiert unter Einbeziehung der transnationalen Verknüpfungen die »Kälte-Welle« (1978-1983) in der deutschen Pop-Musik, ihre Bildwelten und Codes, historischen Bezüge und Rezeption, das historische Umfeld ihrer Entstehung sowie nachfolgende Erscheinungsformen »kalter« Musik, die sich bis heute in der internationalen Pop-Musik und bei Acts wie Rammstein zeigen.